Faszination Bogen Nr. 2 2018

Da beginn ich einfach mal mit einem Lob für Faszination Bogen. Stefan Grus hat einen ausgezeichneten Artikel platziert, der die Sage von Wilhelm Tell auf ihre Ursprünge zurückführt und zwar auf die Prahlerei des Toko gegenüber Harald Blauzahn und die folgende Feindschaft zwischen den beiden, erzählt in der Edda. Nur allein dieser Artikel lohnt, das Magazin zu lesen.

Günter Kuhr verbreitet weiter sein Unwissen, sehr schön zu sehen im Artikel über den Klicker. Grundsätzlich schreibt er ja ab, was Haidn/Weineck schon verkehrt schildern, insofern ist ihm nur mangelhaftes Bemühen um Information anzulasten. Nur verschärft er noch zusätzlich die Falschaussagen von Haidn zusätzlich, indem er das Einstellen des Klickers beschreibt, Seite 12, Zitat:
...Sie befinden sich jetzt in der Halteposition (Positionsphase 3) und halten hier den Pfeil (Unterbrechung der Zugbewegung).... Er [der Klicker] sollte etwa 2 mm vor dem Auslösen stehen...
Das ist extrem dummes Zeug. Die Klickerstellung ist nur und nur beim tatsächlichem Schießen einzustellen, denn sie beeinflußt sehr stark den gesamten inneren Regelkreis, der das Lösen über das Unbewußte steuert. Ein bewußtes Anhalten, um die optimale Klickerstellung zu finden, ist Quatsch. Ich habe in dem Zusammenhang nochmal bei Haidn/Weineck nachgeschaut und habe da extreme Bolzen gefunden, die eigentlich ein grundsätzliches Unverständnis für die biomechanischen Vorgänge zeigen. Zitat aus Bogenschießen, 2. Ausgabe Seite 78:
Unter Klickerendphase versteht man die Druckerhöhung des Bogenarmes sowie die Zugbewegungen der Zughand während des Ankerns bis hin zum Lösen
Jetzt fehlt nur noch die Lösung welche Muskelgruppen diese "Druckerhöhung" bewerkstelligen sollen. Aber dann kommt noch der schreiend komische Satz auf Seite 79, Zitat:
Beachten Sie: Hinsichtlich der Druckerhöhung sollte der Schütze im vorliegendem Modell der Schießtechnik ... Das Gefühl haben, als würde er den Bogenarm immer mehr in Richtung Scheibe schieben

Aha... Vorstellen... Lach...

Zwei Zeilen tiefer gibt es in Versuchen gemessene Hinweise, dass diese Hypothese Bullshit ist, Ich zitiere:
Edelmann-Nusser... (1999) ...konnten innerhalb kombinierter Laser EMGs zeigen, dass es unmittelbar vor dem Lösen zu einer Bewegung des Bogenarmes (bei Rechtshandschützen) nach links kommt, sodass... usw ...
Aha, da dreht sich doch was... Vielleicht sollte Haidn sich mal mit der klassischen orthopädischen Biomechanik beschäftigen, um endlich hinter das Geheimnis des Spannens des Bogens aufgrund von Drehmomenten zu kommen, um zu verstehen, dass diese Bewegungen natürlich sind. Meine Website könnte da hilfreich sein. Mit Druck- und Zug ist da nichts...

Den Günter Kuhr möchte ich da entlasten, der weiß es nicht besser und kann es deshalb auch nicht besser. Ich denke mal, sein Buch, für das in dem Magazin geworben wird, kann er auch in die Tonne treten.

Letztendlich ist aber auch die zweite Ausgebe 2018 von "Faszination Bogen" eine einzige riesige Enttäuschung. Es ist kein vernünftiger Artikel über die Biomechanik, die neuesten Erkenntnisse der Neurologie erschienen, sondern es werden die grundsätzlichen Fehler von Haidn/Weineck weitergetragen.

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